Wall Street Straßenschild vor einer amerikanischen Flagge.
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Anleger bleiben vorsichtig Wall Street schließt mit moderaten Gewinnen

Stand: 29.04.2024 22:36 Uhr

Die US-Börsen zeigten sich zum Handelsschluss uneinheitlich. Am Ende schlossen die großen Indizes aber im Plus. An die Nasdaq-Spitze setzte sich der Elektroautohersteller Tesla mit dem größten Kurssprung seit drei Jahren.

An der Wall Street dominierten trotz vieler Unsicherheiten zum Wochenauftakt die Optimisten. Die großen US-Indizes schlossen zwar einheitlich im Plus und setzten ihren jüngsten Erholungsversuch damit fort, zeigten sich jedoch bis kurz vor Handelsschluss äußerst unentschlossen. Der amerikanische Dow-Jones-Index der Standardwerte legte letztlich um 0,38 Prozent zu. Der breiter gefasste S&P 500 gewann 0,32 Prozent. Der technologielastige Nasdaq stieg um 0,36 Prozent, angefeuert vom größten Kurssprung des Elektroautoherstellers Tesla seit drei Jahren.

Die aktuelle Börsenwoche ist geprägt von der Veröffentlichung wichtiger Daten wie den Inflationszahlen der Eurozone oder dem US-Arbeitsmarktbericht. Und auch die Berichtssaison nimmt in dieser Woche wieder Fahrt auf. So legen die Börsenschwergewichte Amazon und Apple ihre Zahlen diesen Dienstag und Donnerstag nach Börsenschluss vor.

Am Mittwochabend steht mit der Zinsentscheid der amerikanischen Notenbank Fed aber der wohl wichtigste Termin für die Märkte an. Sie dürfte neben den Zahlen von Amazon und Apple darüber bestimmen, "wohin die Reise am Aktienmarkt im nicht ganz so einfachen Börsenmonat Mai gehen könnte", bemerkte Analyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets.

"Mittlerweile sind die bis zu sechs erwarteten Zinssenkungen in den USA immer weiter nach hinten gerückt und es droht sogar das böse Erwachen weiterer Erhöhungen, sollten die Inflationsraten nicht weiter fallen", so Oldenburger. Experten rechnen für die nächste Sitzung aber mit keinerlei Veränderung des Leitzinses. Die Märkte gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen erstmals im September senken wird.

Update Wirtschaft vom 29.04.2024

Antje Erhard, HR, tagesschau24, 29.04.2024 09:00 Uhr

Wie die Wall Street ist auch der deutsche Aktienmarkt nach der jüngsten Erholung ohne klare Richtung in die neue Börsenwoche gestartet. Nach anfänglichen Gewinnen rutschte der DAX bis Handelsschluss ins Minus. Der deutsche Leitindex gab um 0,24 Prozent auf 18.118 Punkte nach.

Dabei war die deutsche Inflationsrate entgegen der Erwartungen im April überraschend stabil geblieben. Das meldete das Statistische Bundesamt aufgrund vorläufiger Ergebnisse. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 2,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Inflationsrate im März hatte ebenfalls bei 2,2 Prozent gelegen. 

Die Preise für Nahrungsmittel stiegen um 0,5 Prozent im Jahresvergleich. Die Preise für Energie sanken sogar um 1,2 Prozent im Vergleich zum April 2023, obwohl die Mehrwertsteuer für Gas und Fernwärme im April von sieben auf 19 Prozent gestiegen war. Dienstleistungen dagegen wurden deutlich teurer, die Preise stiegen um 3,4 Prozent. Die Inflationsrate ohne Nahrungsmittel und Energie, die so genannte Kerninflation, lag bei 3,0 Prozent.

Zwar verharrte die hiesige Inflationsrate nach drei Rückgängen in Folge im April bei 2,2 Prozent: "Dass die Inflation nicht gefallen ist, lag einzig daran, dass zuletzt die Kraftstoffpreise wieder gestiegen waren und außerdem zum 1. April die Mehrwertsteuer auf Erdgas wieder auf den Normalsatz von 19 Prozent angehoben worden war", erklärte aber dazu der wissenschaftliche Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien.

Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, geht davon aus, dass die Europäische Zentralbank die Zinsen demnächst senken dürfte. "Die Wortwahl nach der letzten Notenbanksitzung aber auch die Reden einzelner EZB-Offizieller lassen kaum noch Zweifel daran, dass zur Jahresmitte eine Zinsreduktion um 25 Basispunkte auf der Agenda stehen wird", kommentierte Gitzel. "Daran ändert auch eine stagnierende Inflationsrate im April nichts."

Für die Ölpreise geht es in der neuen Woche abwärts: Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am Nachmittag 87,19 Dollar und damit ein Prozent weniger. Die Aussicht auf eine mögliche Waffenruhe im Gaza-Krieg und die jüngsten Daten zur US-Inflation drücken die Preise am Ölmarkt.

Gleichzeitig bestärken die jüngsten US-Inflationsdaten die Erwartung der Anleger, dass die Zinsen der Fed über eine längere Zeit hoch bleiben werden. Dies halte den Dollar teuer und setze damit die Ölpreise unter Druck, erläuterte die unabhängige Marktanalystin Tina Teng. Eine starke US-Währung macht in Dollar gehandelte Rohstoffe teuer für Investoren in anderen Währungsräumen und grenzt damit die Nachfrage ein.

Ein Kursfeuerwerk löste Tesla-Gründer Elon Musk auf seiner Wochenendreise nach China aus. Aktien des Elektroautoherstellers verteuerten sich in der Spitze um rund 18 Prozent und machten damit den größten Kurssprung seit mehr als drei Jahren. Der E-Auto-Pionier hat laut Medienberichten eine wichtige Hürde zur Markteinführung seines Systems zum automatisierten Fahren in China genommen. Tesla ging dafür einen Navigations- und Kartendeal mit dem chinesischen Online-Giganten Baidu ein, schrieben die Nachrichtenagentur Bloomberg und das "Wall Street Journal". Die wichtigste Frage bleibt Experten zufolge jedoch, ob Tesla die Genehmigung der Regierung für die Übermittlung von Daten ins Ausland erhalten kann, die für die Entwicklung autonomer Fahrzeuge von entscheidender Bedeutung sein könnten.

Während sich Tesla an die Nasdaq-100-Spitze setzte, sorgte Apple im Dow Jones zeitweise für die größten Gewinne. Bis zu drei Prozent legten die Titel zu. Das Analysehaus Bernstein Research hatte das Papier auf "Outperform" hochgestuft und hält die Nachfrageschwäche in China für nur temporär und nicht für strukturell. Zudem profitierte das Unternehmen von der Aussicht auf integrierte Funktionen Künstlicher Intelligenz für das iPhone. Apple wolle die Lösungen des Microsoft-Partners und ChatGPT-Entwicklers OpenAI im Laufe des Jahres in das iPhone integrieren, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Im DAX hielten Aktien der Deutschen Bank mit einem Minus von über acht Prozent die rote Laterne. Die Übernahme der Postbank könnte für das Geldhaus ein teures Nachspiel haben. Im Streit mit früheren Postbank-Aktionären über die Angemessenheit des Übernahmepreises deutete das Oberlandesgericht Köln an, Teile solcher Ansprüche in einer späteren Entscheidung für begründet befinden zu können. Das Finanzinstitut gab daher die Bildung einer 1,3 Milliarden schweren Rückstellung für Rechtsstreitigkeiten bekannt.

Aktien von Porsche waren der zweitgrößte Verlierer im DAX. Die Papiere des Autobauers gaben bis Handelsschluss 2,9 Prozent nach. Hohe Vorlaufkosten für neue Modelle und ein schwacher Absatz haben dem Stuttgarter Unternehmen in den ersten Monaten 2024 einen Ergebnisrückgang um 30 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro eingebrockt.

An die DAX-Spitze gesetzt haben sich Papiere von Daimler Truck mit einem Plus von 2,63 Prozent. Der Lkw-Hersteller hatte sich am Wochenende in den USA mit der Autogewerkschaft UAW auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt und damit in letzter Minute einen Streik abgewendet.

Knapp neun Jahre nach dem Dammbruch von Bento Rodrigues in Brasilien haben die Bergbaukonzerne Vale und BHP einen Vergleich mit Zahlungen von insgesamt 127 Milliarden Reais (23 Mrd. Euro) angeboten. Bei der "Tragödie von Mariana" im Jahr 2015 waren rund 40 Millionen Kubikmeter giftiger Abwässer aus dem Rückhaltebecken eines Eisenerzbergwerkes in den Fluss Doce gelangt. Bei dem Unglück kamen 19 Menschen ums Leben, Hunderttausende wurden von der Wasserversorgung abgeschnitten. Das Vergleichsangebot kam nun im Rahmen eines Schlichtungsverfahrens unter der Leitung eines brasilianischen Bundesgerichts zustande.

Der Preiskrieg auf dem chinesischen Elektroautomarkt hat tiefe Spuren in der Bilanz von BYD hinterlassen. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz im ersten Quartal nur noch um vier Prozent auf umgerechnet 16 Milliarden Euro, wie BYD heute mitteilte. Das ist das geringste Wachstum seit fast vier Jahren. Beim Gewinn fiel das Plus mit 10,6 Prozent so gering aus wie seit 2022 nicht. Damit schlägt sich BYD dennoch besser als Tesla: Der US-Elektroautobauer hatte zuletzt den ersten Umsatzrückgang seit der Pandemie 2020 gemeldet. Auf dem chinesischen Elektroautomarkt tobt seit gut einem Jahr ein Preiskampf. BYD versucht, mit neuen Modellen auch höhere Preissegmente zu erobern, die bessere Renditen versprechen. Zugleich kappte das Unternehmen allein seit Februar seine Preise um fünf bis 20 Prozent.

Der Unternehmenssitz der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof soll ab Anfang 2025 von Essen nach Düsseldorf umziehen. Die Verwaltung soll im Zuge der Sanierung in die Filiale Düsseldorf Schadowstraße verlegt werden. Galeria Karstadt Kaufhof hat zudem einen Insolvenzplan beim zuständigen Amtsgericht Essen vorgelegt. "Die wirtschaftlichen Perspektiven von Galeria sind gut. Ich habe da keine Zweifel", sagte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus der Nachrichtenagentur dpa. Das Amtsgericht wird nun prüfen, ob der von Denkhaus erstellte Insolvenzplan den rechtlichen Voraussetzungen entspricht.

Für die Übernahme des insolventen Fachhändlers SportScheck durch die italienische Cisalfa gibt es grünes Licht. Die Gläubigerversammlung stimmte heute dem Plan zu und auch das Insolvenzgericht bestätigte ihn. Auch das Bundeskartellamt habe bereits zugestimmt. Nun soll der Geschäftsbetrieb des Münchner Traditionsunternehmens zum 1. Juni von Cisalfa übernommen und das Insolvenzverfahren aufgehoben werden. SportScheck mit ehedem 34 Filialen in Deutschland hatte zur Signa-Holding gehört und im November Insolvenz anmelden müssen.

Der kriselnde Lebensmittel-Lieferant Getir zieht sich aus seinen Auslandsmärkten zurück. Das Unternehmen teilte heute mit, sich künftig auf den türkischen Heimatmarkt konzentrieren zu wollen. Gleichzeitig dämpfte Getir Spekulationen über ein komplettes Aus, indem die Firma eine weitere Kapitalspritze ankündigte. Zuvor hatten bereits mehrere Medien über den geplanten Rückzug aus Deutschland und anderen Staaten berichtet.

Nach etwas mehr als zwei Jahren verkauft das vor allem für seine türkisfarbenen E-Tretroller bekannte Start-up Tier den Leihradanbieter Nextbike. Die Anteile übernimmt der englische Private-Equity-Investor Star Capital, wie Nextbike und Tier mitteilten. Hauptgrund für den Verkauf seien die beiden unterschiedlichen Geschäftsmodelle, hieß es von Tier. Nextbike konzentriere sich auf subventionierte Sharing-Modelle mit Kommunen als Kunden. Das Kerngeschäft von Tier richte sich hingegen an den Endverbraucher. 

Die französische Hautpflegefirma L'Occitane soll von der Börse genommen werden. Der österreichische Milliardär Reinold Geiger, der gut 72 Prozent am Unternehmen hält und Aufsichtsratschef ist, will die restlichen Aktien kaufen und L'Occitane von der Börse in Hongkong nehmen. Geigers Investmentgesellschaft mit Sitz in Luxemburg bietet 34 Hongkong-Dollar je Aktie. Vor wenigen Monaten hatte Geiger einen ersten Buyout-Versuch abgebrochen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 29. April 2024 um 09:00 Uhr.